2.4.2 Die Gottesverehrung der Hebräer und Israeliten sowie des jüdischen Volkes an Altären, an der Bundeslade mit Stiftszelt, in Tempeln und Synagogen.

Die mobile Bundeslade mit den 10 Geboten. Lebten die Israeliten bis zur Sesshaftmachung im Zusammenhang mit der Landnahme in Kanaan als teilweise nomadisierender Stammesverband über Jahrhunderte an ständig wechselnden Plätzen, hatte dies direkte Auswirkung auf die Form der Gottesverehrung: Witterungsverhältnisse leicht überdauernde, steinerne Altäre, die man beim Weiterwandern funktionsfähig zurücklassen und auch wieder vorfinden konnte. Oder ein demontables Stiftszelt, als Schutz für die tragbare, hölzerne Bundeslade mit den 10 Geboten als Inhalt, sicherte die notwendige Mobilität eines Nomadenvolkes.

Die von einer Münze übernommene Ansicht des salomonischen Tempels.

Der Tempel des König Salomon um 950 v.Chr. erbaut -hier die rekonstruierten Grundrisse- trägt dem Fakt Rechnung, dass die Israeliten in Kanaan, dem heutigen Palästina/Israel sesshaft geworden waren. Eine Priesterschaft in einem Tempel mit "Opferungs-Monopol", beeinflusst durch königliche Autoritäten, hatte eine wichtige, weil staatstragende Funktion: einen 12-Stämme-Bund zu einem wehrhaften, zentralistisch gelenkten Staatsvolk in einem souveränen Reich umzuformen.

Bis zur Zerstörung des Salomon-Tempels, 70 nach Chr. und seit König Salomons Tempelbau 950 vor Christus sichert sich eine, das Vermittlungsmonopol zu Gott Jahwe ausübende Priesterschaft großen Einfluss auf das Volk der Juden. Dieses Zentral-Heiligtum wird nach dessen Beschädigung durch Pompejus 63 vor Chr., von König Herodes, in außergewöhnlicher Pracht neu errichtet. Für die damals im heutigen Irak oder in allen sonstigen größeren römischen Städten rund um das Mittelmeer lebenden Diaspora-Juden, war der Tempel das Zentrum ihres Glaubens.

Neben den Synagogen der im Regelfall kleinen jüdischen Landgemeinden gab es u.a. in Speyer, Worms und Kaiserslautern seit dem Mittelalter jüdische städtische Gemeinden. Die in der Mitte des 19. Jh. einsetzende, auch Juden betreffende Landflucht in die Industriestädte ließ z.B. die dortigen Gemeinden zu einer Größe anschwellen, die es ermöglichte, äußerst repräsentativ geschmückte Gotteshäuser zu bauen. An Pracht und handwerklicher Meisterschaft unübertroffen war die 1866 fertiggestellte, 1938 teilzerstörte und 1943 endgültig zerstörte

Eine Pfälzer Dorfsynagoge Das obige Foto zeigt die in Weisenheim am Berg gelegene Dorfsynagoge nach ihrer Renovierung von 1990 deshalb, weil die 1838 erbaute Mutterstadter Synagoge in der Oggersheimer Straße in ihren Abmessungen und dem Aussehen, innen und außen, nahezu identisch war. U.a. Landsynagogen im Elsaß, der Pfalz und dem bis 1814 französischen, linksrheinischen Deutschland bevorzugen in der Liturgie und im Baustil den reformorientierten Zweig des Judentums: Man orientiert sich am protestantischen Vorbild bezüglich Baustil, Raumaufteilung und Gottesdienstablauf. Man agiert unauffällig und

1. Der Monotheismus der Patriarchen: Opferaltäre auf Erhöhungen oder als Höhenheiligtümer

Geweihte Bezirke, meist auf Bergeshöhen mit einem steinernen Altar unter einem Baum oder einer Baumgruppe, sind seit Jahrtausenden, auch schon vor Abrahams Zeiten um 1850 vor Chr., von allen orientalischen Völkern in ähnlicher Form genutzte Opfer-, Bet- und Gedenkstätten, letztere u.a. auch um ihre Ahnen zu ehren. Die Kultstätten der Hebräer, Bamat genannt, und die an Feiertagen oder aus persönlichem Antrieb in diesem Zusammenhang erbrachten Tier-, Lebensmittel- oder Weihrauchopfer waren Folgen der gnadenhaften Verheißungen an Abraham durch Gott, El genannt, ihn -Abraham- und seinen Familien-Clan als "Auserwähltes Volk" in das "Gelobte Land Kanaan" zu bringen.

Dies im Rahmen eines zwischen Abraham und Gott geschlossenen Bundes, der auch das Altaropfer beinhaltete. Die Anbetung eines einzigen, unsichtbaren Gottes an auf Höhen gelegenen Altären waren bis Moses Zeiten um 1250 vor Chr., also ungefähr weitere 600 Jahre, die einzige Form der Gottesverehrung der Hebräer. Andere Plätze oder gar Räumlichkeiten hierzu gab es nicht. Das Abraham-Isaak-Motiv auf dem Mutterstadter Synagogenfenster zeigt die Kuppe des Berges Morija, die späteren zwei Bauplätze des salomonischen und des herodianischen Tempels in Jerusalem. Beachtlich dabei ist, dass Moses selbst um 1250 vor Chr. Opferhandlungen dieser Art und die den Kanaanitern nachempfundenen religiösen Ritualen ablehnte. Der Tanz um das "Goldene Kalb" sei als Beispiel genannt. (5 Mose, 12). Altaropferungen werden dabei aber noch lange Zeit praktiziert und geduldet.

2 . Der Monotheismus des Mose: Stiftshütte und Bundeslade als Aufbewahrungsort der 10 Gebote auf zwei steinernen Gesetzestafeln.

Das tragbare auf Kamelen transportierbare Stifts- und Offenbahrungszelt und deren Inhalt, nämlich die 10 auf Steintafeln geschriebenen Gebote, ist das mobile Heiligtum der nomadisierenden Israeliten ab der 40-jährigen Wüstenwanderung um 1200 vor Chr. und auch bei späteren Kriegszügen der Israeliten gegen deren Feinde. 2 Mose,25,10-22 und 2 Mose 35ff berichtet über die Konstruktionsmerkmale von Stiftshütte und Bundeslade. Die moderne Wissenschaft nimmt an, dass das Stiftszelt abhanden kam, bevor die 12 Stämme Israels unter Josua die Landnahme in Kanaan vornahmen.

Die Bundeslade, auch Fußschemel Gottes genannt, kam nach der Landnahme in Kanaan, dem heutigen Israel/Palästina, an verschiedene Orte u.a. nach Silo und zuletzt nach Kirjath-Jearim, von wo sie König David nach Jerusalem brachte und sein Sohn, König Salomon, die Bundeslade anschließend in seinem neu erbauten Tempel verwahrte (Kg 8,3-4 und 6-8). Mit der Zerstörung des Tempels 586 vor Chr. ging auch die Bundeslade unter.

3. Der 1., der salomonische Tempel um 966 vor Chr. in Jerusalem: eine Einrichtung der Priester.

Der 1., der salomonische Tempel des Volkes Israel ist von überragender Bedeutung. Er ist das Haus des Herrn und Mittelpunkt des Volkes Israel. Neben den im ganzen Lande Israel verstreuten religionsbestimmten Versammlungsorten des Volkes an Altären, an denen nach der Erbauung des Tempels im Regelfall keine Opfer handlungen mehr vorgenommen werden sollten, wird im Jerusalemer Zentralheiligtum, also dem von König Salomon erbauten Tempel, ausschließlich durch Priester geopfert und vor allem die Bundeslade aufbewahrt. Das Bauareal der späteren Tempel, -in der Patriarchenzeit der Platz des Brandopfer-Altars des Abrahams, ein Höhenheiligtum-, wird von König David angekauft. Sein Sohn Salomon baut um 966 v.Chr. darauf den Tempel, ein dreiteiliges Langhaus 100 x 60 Ellen, mit zwei Altären jeweils in Mitten eines Hofes. In der kleineren letzten Halle der in Reihen hintereinanderliegenden drei Räumen war die Bundeslade mit den zwei steinernen, die 10 Gebote aufzeigenden Tafeln als Inhalt untergebracht. Sie repräsentierten den Sitz Gottes. Ein goldbeschlagener Altar für Weihrauchopfer und ein größerer Bronzealtar für Brandopfer im Vorhof sowie weitere Kultgerätschaften zählten zur Tempelausstattung. Der Tempel wird 586 v.Chr. durch den babylonischen König Nebukadnezar zerstört. Nach der Rückkehr aus der "Babylonischen Gefangenschaft" 538 v.Chr. wird in Anlehnung an die salomonische Baukubatur dieser Tempel um 525 v.Chr. wieder errichtet.

4. Der 2., der herodianische Tempel in Jerusalem: weiterhin eine Einrichtung der Priester.

Der 2., der herodianische Tempel ist Mittelpunkt des Lebens der Nation und aller Diaspora-Juden im damaligen Römischen Reich. Der Tempel des König Salomon, beziehungsweise der um 530 v.Chr. erfolgte Wiederaufbau wird 63 v.Chr. im Zusammenhang mit der Eroberung Palästinas durch den römischen Feldherrn Pompejus in Mitleidenschaft gezogen. Herodes um- und überbaut dieses Gebäude in der Zeit von 20 vor Chr. bis 10 vor Chr. und legt das 13,5 Hektar große Tempelgelände äußerst prachtvoll und festungsartig an. Eine der Stützmauern ist die heutige Klagemauer.

Ein Priesterregime, welches sich seitens jüdischer Sekten, zu denen sich auch die Juden-Christen zählten, wegen Korruption und der Kollaboration mit den Römern in dieser Zeit ständig heftiger Kritik stellen musste, organisiert die Kulthandlungen als eine Art Monopol.

Während des jüdisch-römischen Krieges, 66 bis 73 nach Chr., geht der Tempel 70 nach Chr. in Flammen auf. Der spätere römische Kaiser Titus, der Sieger, bringt den siebenarmigen Leuchter, die Menora, ein wichtiger Kultgegenstand des Tempels, als Siegesbeute nach Rom, wo er noch heute im Titusbogen als Steinrelief zu sehen ist.

5. Die Synagoge: eine Einrichtung der Laien

Das hebräische Wort für Synagoge ist bet k. nessoet, was soviel wie Versammlungshaus heißt. Die Griechen sprechen im letzten Viertel des ersten Jahrtausends vor Chr. von Synagoge und bei diesem Wort ist es bis heute geblieben. Die Zerstörung des für die Israeliten wichtigen Jerusalemer Tempels durch den babylonischen König Nebukadnezar erfolgte 586 vor Christus. Die damit verbundene Beendigung des -nur in Jerusalem möglichen- Opferdienstes veranlasste die Gläubigen, sich Alternativen zu suchen, also sich an bestimmten Plätzen oder Räumen zum Gebet zu versammeln, wobei man die Tempelrituale, soweit möglich, praktizierte. Im untergegangenen Tempel selbst, "Wohnung des Gottes Jahwe", spielt als Mittelpunkt der Gottesverehrung das Zeremoniell eine große Rolle. Laien als Akteure waren nicht gefragt. Anders in der Synagoge. Die Wissenschaftler gehen überwiegend davon aus, dass die ersten Synagogen in der "Babylonischen Gefangenschaft" als eine Art "Tempelersatz" zwischen 586 bis 535 vor Chr. entstanden sind. (Ez. 11,16b) Die Synagogen dienen zum lauten Beten, zum Lesen der Thora, aber auch zum Feiern religiöser oder familienbezogener Feste. Neben der Funktion als Lern-, Erziehungs-, und Gemeinschaftsräumlichkeiten sind es auch Versammlungsräume, die die Hinwendung der Gemeinde zu Jahwe ermöglichen.

Aber: Weder "wohnt" Jahwe in einer Synagoge, noch gibt es dort ein Allerheiligstes, noch wird ein Vermittler zu Jahwe, also ein Priester, aktiv. Diese Art der Religionsübung -seit ca. 2500 Jahren- ist nicht nur einzigartig, was die Zeitspanne betrifft, sondern auch -bis 586 vor Chr., dem Zerstörungsjahr- einzigartig gegenüber der Praxis im jüdischen Tempel in Jerusalem.

Zentrale Aufmerksamkeit in einer Synagoge oder auch "Schul" genannt -dies unter der Aufsicht eines Synagogenvorstehers- gilt dem Gesetz, dem Pentateuch, auch die "5 Bücher Moses" genannt, die in den Thorarollen niedergeschrieben sind. Den Glauben übt aus, wer die Thora ständig predigt, daraus vorliest, die Thora auslegt und nach Gottes Willen, niedergeschrieben in der Thora, handelt.

Das laute, individuelle Beten hatte eine große Bedeutung für die gottesfürchtigen Gläubigen als Laien. Ein bedeutendes, auch für die wirtschaftliche Existenzsicherung der jüdischen Familien enorm wichtiges Ziel wurde gleichwohl nebenbei erreicht. Da jeder Jude mit 13 Jahren -pflichtgemäß- aus der Thora vorlesen musste, war er entsprechend in Lesen und Schreiben ausgebildet.

Die Thoralesung erfolgte, durch Esra eingeführt, am Sabbat, dem christlichen Samstag, dem Montag und Donnerstag mit dem Ziel, die gesamten fünf Bücher Moses innerhalb eines Jahres durchgelesen zu haben. Darüber hinaus wurde drei Mal täglich in der Synagoge gebetet, entsprechend den 3-täglichen Opferritualen im 586 vor Chr. untergegangenen Jerusalemer salomonischen Tempel.

Die öffentlich-weltliche Funktion einer Synagoge sieht man auch daran, dass profane Versammlungen genauso abgehalten, wie auch beispielsweise, wenn es sein muss, Lebensmittel gelagert und an Bedürftige verteilt werden können. Oft gliedert man dem Synagogengebäude darüber hinaus auch Badeeinrichtungen, die Mikwen, an, baut Herbergen für die Gäste der Gemeinden oder schafft Veranstaltungsräumlichkeiten samt Küchen und sonstigen Einrichtungen. Die Mannheimer Synagoge unserer Zeit sei ein Beispiel.

6. Bauliche Konzeption von Synagogen

Mangels Mittel, oftmals ein äußerst spartanischer Baustil, unauffällig, ohne sonstige festgeschriebene Vorschriften bezüglich dem Aussehen und der Größe der Synagogen, sind Merkmale der Sakralbauten. Ausgenommen ist eine Vorschrift, bezogen auf die Bauachse der Synagoge: der Betende muss seine Blicke nach Jerusalem, nach Osten, ausrichten können. Dies war u.a. auch in Mutterstadt der Fall.

In der Römerzeit, etwa ab 100 nach Chr., konnte in den Diaspora-Gemeinden der Römerstädte Synagogen durchaus große, mit Säulenreihen versehene, rechteckige, hallenartige, römischen Basiliken ähnelnde Gebäude sein, diese mit einfachen Ausschmückungen versehen. Jahrhunderte später und nachdem die Juden, veranlasst durch den römischen Kaiser Hadrian, 137 nach Chr., von Palästina aus in die ganze damalige römische Welt ausgesiedelt werden, passen sich die Synagogenbaustile ihrer jeweiligen nichtjüdischen Umgebung an. Die an drei Wandseiten aufgestellten Bankreihen ließen die Mitte des Raumes frei. Dort wurde von einem großflächigen, geländerumrandeten Podest, dem Almenor, versehen mit einem Pult, Bima genannt, die Thora gelesen. Der wichtigste Platz einer Synagoge ist der Ort, an dem die Thora aufbewahrt wird. Die Aufbewahrung der Thorarollen selbst erfolgt in oftmals handwerklich wunderschön gestalteten Schränken und Truhen. Im Allgemeinen gibt es ab dem 19. Jahrhundert in der Pfalz in den Synagogen des Reformjudentums, neben einer in der östlichen Außenwand eingeformten Nische zwecks Aufbewahrung der Thorarollen, auch eine Empore. Diese dient den, von den Männern getrennt am Gottesdienst teilnehmenden Frauen, zum Zuhören.

Autor: Herbert H.W. Metzger, Jahrgang 1940, unternehmerisch tätig, amtierte von 1980-1990 als Gründungsvorstand des Historischen Vereins der Pfalz e. V., Ortsgruppe Mutterstadt. Im Rahmen von zwei Bürgeraktionen und dieser Publikation "Die ehemalige jüdische Gemeinde und ihre Nachkommen" engagiert er sich, das Unrecht, begangen an der ehemaligen jüdischen Gemeinde von Mutterstadt und der Pfalz, aufzuarbeiten und vor allem die Jugend über das Schicksal des Pfälzer und Mutterstadter jüdischen Bevölkerungsteils zu informieren.

Quellen: "Die Bibel und ihre Welt", Lübbe-Verlag GmbH, Seiten 645, 1325, 1329. "Geschichte", Historiographisches Institut, Essen, Heft #64, Seite 5 u. Nr. 12 (2004), Seite 14