2.6.1 58 vor Chr. bis 1790: Ausbreitung des Judentums einschließlich der Kurfürstenzeit bis 1791 und der Beginn der französischen Defacto-Herrschaft ab 1791.

3760 v.Chr.
Der Beginn der hebräisch-jüdischen Zeitrechnung, ist gültig beispielsweise für die heutigen offiziellen Datumsangaben des Staates Israel. Der religiös begründete Zeitpunkt, an dem Gott die Welt erschuf, stellt eine religiöse und kulturelle Konstante im Leben des Volkes Israel dar mit identitätsstiftender Wirkung. Am 14.09.2004 schreibt man im jüdischen Kalender das Jahr 5765.

58 vor Chr.
Kriegszüge des Römerreiches unter Gajus Julius Cäsar und seiner Nachfolger in Gallien führen Cäsar in das Rheintal in die Region des heutigen Mülhausen im Elsaß. 27 vor Chr. findet unter Kaiser Augustus eine Neuordnung der durch Cäsar neu gewonnenen Gebiete auch in unserer Region statt. Mainz wird Hauptort der Militärverwaltung. Im linksrheinischen Gebiet bis zur Nordsee und somit auch im Gebiet des späteren Mutterstadt entsteht die Provinz Gallia Belgica, später nach weiterer erfolgter Aufteilung die -kleinere- Provinz Germania Superior. Speyer, Noviomagus genannt, ist ein Standort der Römer. Der damit verbundene Handelswarenbedarf zunächst römischer Soldaten und ihrer oft germanischen Hilfstruppen sowie deren Nachfrage nach Absatzmöglichkeit für ihre Kriegsbeute, u.a. auch Kriegsgefangene und damit Sklaven, werden durch Händler gedeckt. Es ist durchaus vorstellbar, dass in diesem Zusammenhang auch jüdische Händler im Gefolge der Soldaten in unsere Region kommen. Die am Rheinufer verlaufende Militär- und spätere Handelsstraße -in der Keltenzeit, also vor den Römern, bereits eine Handelsroute- zieht an später erbauten römischen Gutshöfen vorbei, aus denen nachmals der 708 nach Chr. erstmals erwähnte Ort Mutterstadt erwächst.

73 n.Chr.
Im römisch-jüdischen Krieg, den die späteren römischen Kaiser Vespasian und dessen Sohn Titus 73 nach Chr. nach einem mörderischen Kampf um Jerusalem 70 nach Chr. für sich entscheiden können, werden hunderttausende Juden als Sklaven in das ganze Römische Reich verkauft. Diese stärken aber auch die dort oftmals schon seit der Reichsgründung Alexanders des Großen um 330 vor Chr. bestehenden jüdischen Gemeinden rund um das östliche Mittelmeer und im Zweistromland, dem heutigen Irak.

131 – 136 nach Chr.
Nach dem BAR KOCHBA-Aufstand der jüdischen Restbevölkerung, ein letztes Aufbäumen gegen die römische Besatzungsmacht in Palästina, zieht der römische Kaiser Hadrian einen Schlussstrich in Bezug auf das Wohnrecht der Juden in Palästina: Er verbietet diesen bei Todesstrafe, jemals wieder palästinensischen Boden zu betreten. Nochmals wird die Bevölkerung, wie bereits nach dem Jahre 70 nach Chr., in das Römische Reich ausgesiedelt. Erst 1948 werden Juden wieder zu einer eigenen Staatlichkeit in Palästina / Israel gelangen. Somit beginnt um 136 nach Chr. endgültig die -unfreiwillige- Zerstreuung des jüdischen Volkes in die ganze Welt. Die Juden verlieren ihr "Gelobtes Land".

320
Der römische Kaiser Konstantin tritt zum Christentum über, das Judentum bleibt dabei im gesamten Römerreich eine staatlich zugelassene Religion. Juden und Nichtjuden leben als Nachbarn gut zusammen und betreiben miteinander Handel.

11.12.321
Das älteste Dokument im deutschen Sprachraum, gerichtet vom römischen Kaiser Konstantin an die Stadt Köln, bezieht sich auf dort wohnende Juden in einer Weise, aus der hervorgeht, dass dort schon längere Zeit Synagogen bestanden. In Köln befindet sich seit dem 1. Jahrhundert nach Chr. eine Porzellanmanufaktur, deren Besitzer ein Jude war.

5. Jh. n.Chr.
Mit einiger Wahrscheinlichkeit werden in unserer Region, in Speyer und Worms, den damaligen größten römischen Ansiedlungen, die ersten jüdischen Familien ansässig, ohne jedoch zu diesem Zeitpunkt geschichtliche Spuren zu hinterlassen.

um 750 – Ende 10. Jh.
Josef, König des türkischen Volkes der Chasaren mit seinem zwischen Wolga und Don gelegenen, zivilisierten toleranten Reich mit guten Beziehungen zum Byzantinischen Reich, mit der Hauptstadt Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, tritt nach einem Religionsdisput, geführt zwischen christlichen, muslimischen und jüdischen Gelehrten, zur Jahwereligion über. Josef baut einen Tempel, den einzigen nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels 70 nach Chr. Im Laufe der Zeit übernimmt auch das restliche Volk den Jahweglauben. Hebräisch wird Umgangssprache. Man versteht sich als Nachfolgereich des 73 nach Chr. untergegangenen jüdischen Staates der Hasmonäer. Aus Asien kommende Nomadenvölker und skandinavische Wikinger aus dem Norden versetzten dem jüdischen Chasarenreich um 1000 den Todesstoß. Im 13 Jh. treffen u.a. aus der Rheinebene und Westeuropa, Richtung Osteuropa vertriebene, askenasische Juden auf die chasarische Restbevölkerung mit jüdischem Glauben und verschmelzen zum Ostjudentum. Ein Fakt, der den 700 Jahre später agierenden Nationalssozialisten die Gelegenheit gibt, dies als Teil der jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung zu bezeichnen.

10. Jh.
Große Teile des heutigen Deutschland sind heidnisch, als die aus dem norditalienischen Lucca stammende jüdische Familie Kalonymus sich in Mainz niederlässt. Dies als Beispiel für andere, nach dem Norden in die Rheinebene strebende Juden. Diese Menschen waren der gewöhnlichen, bodenständigen Bevölkerung kulturell überlegen. Juden waren mir ihrer monotheistischen, ethisch hochstehenden, u.a. auf Hilfsbereitschaft ausgerichteten Jahwereligion -missionsrelevant- Wettbewerber zu den christlichen Missionaren. Dies nicht ohne Erfolg. Kirchenvertreter wie ARGOBARD von Lyon fürchteten, dass "… viele vom Judentum angezogen werden …" Nur Übertritte zum Judentum erklären deren zahlenmäßigen Zuwachs nicht nur hier in der Rheinebene, sondern auch in Osteuropa, ca. 300 Jahre später, als Juden des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation aus Verfolgungsgründen verlassen müssen.

Um 1000
Die für Juden drei "Heiligen Gemeinden" Spira (Speyer), Wormaisa (Worms) sowie Magenza (Mainz), die sog. Sch`umm-Gemeinden und deren Gelehrtenschulen sind die Geburtsstätten der askenasischen religiösen Kultur. In deren Tradition stehen etwa 90 % der heutigen Judenheit weltweit. Der Gelehrte RABBENU GERSCHOM ben Jehuda (960 – 1028), "die Leuchte des Exils", jüdischer Rechtsgelehrter in Mainz, verbessert u.a. durch die Einführung der Einehe nachhaltig die Rechtsstellung und den familiären Status der jüdischen (Ehe-) Frau im Sinne der Gleichberechtigung und Eigenständigkeit. Beispiel: Die wöchentliche häusliche, mit hohem religiösem Symbolwert ausgestattete Sabbatfeier auszurichten ist alleiniges Recht der Ehefrau. Dies mit der Folge, dass das menschliche Kapital der jüdischen Gesellschaft, welches auch zu einer Hälfte die Frau darstellt, seit Jahrhunderten zur Stärkung der jüdischen Gesellschaft und deren produktiven Kräften und somit zum wirtschaftlichen Erfolg in der Familie und der Gesellschaft beiträgt. Auf der christlichen Seite gelingt diese Stärkung der Frau erst viele Jahrhunderte später. In der islamischen Welt ist die familiäre Gleichberechtigung teilweise bis heute nicht gelungen. Die Situation in Afghanistan und Saudi-Arabien im Jahr 2005 sind ein Beispiel dafür. Die jüdische Frau konnte auch Anteil an der Geschäftswelt haben, was weltliche Bildung voraussetzte. Dies mit der Folge der Gerichts- und Zeugnisfähigkeit und der vor Gericht akzeptierten Eidesleistung.

1084
Bischof Rüdiger Hutzmann siedelt in Speyer, der aufstrebenden Stadt der saalischen Kaiser, Juden an, die europaweit Handel betreiben, um "… die Stadt durch die Gegenwart der Juden zu ehren…". Diese wohnen in einem ummauerten Stadtviertel. Die bereits teilweise seit Alexander dem Großen um 330 vor Chr. und im späteren römischen Reich in dessen Großstädten siedelnden Juden haben für obige Fernhandelsaktivitäten sehr gute Voraussetzungen: Jede jüdische Ansiedlung ist ein potentieller Handelsstützpunkt. Religiöse Gebote, die u.a. dazu führen, dass jeder männliche Jude mit 13 Jahren lesen und schreiben kann, sowie Reinlichkeits- und Speisegebote als Zeichen der Zusammengehörigkeit, vielleicht als Grundvoraussetzung guter Gesundheit, sind wichtig auch für eine wirtschaftlich erfolgreiche Handelstätigkeit. Die religiösen Vorschriften, einen rechtsgültigen Gottesdienst nur dann abhalten zu können, wenn mindestens zehn, in religiöser Hinsicht Volljährige, also 13 Jahre alte männliche Juden sich zusammenfinden, wirken Einzelgängertum entgegen, sorgen für Kommunikation und damit auch für Geschäfts- und Handelskontakte.

Diese wiederum stärken darüber hinaus das Zusammengehörigkeitsgefühl. Dass jüdische Religion, rechtsgültig, ohne ortsgebundene Tempel, ohne eine ebenfalls ortsbindende institutionalisierte Priesterschaft ausgeübt werden kann, unterstützt die für einen Händler notwendige auch zeitliche Handlungsfreiheit. Denn jüdische Menschen können sich direkt an ihren Gott wenden, benötigen hierzu ihre Thora, also die fünf Bücher Moses und Anweisungen ihrer sonstigen heiligen Bücher, auch die der Gelehrtenschulen, die das religiöse Denken fortentwickeln.

03.05.1096
Größtenteils den Abschaum der christlichen Welt darstellende Kreuzzugsteilnehmer, auf dem Weg nach Jerusalem u.a. eine 15.000 Mann starke marodierende Truppe unter der Führung Emich von Leiningen, dieser stammend aus einem Fürstengeschlecht unserer Region, massakrieren die Speyerer Juden, die, den Tod vor Augen, Selbstmord begehen. Am 18. Mai 1096 erreicht der Pöbel Worms, wobei 800 tote Juden entkleidet und nackt durch die Straßen geschleift werden. Die am nächsten Tag Mainz erreichende Truppe mit ihren über 1300 jüdischen Bewohnern sieht sich nach einigen Kampfeshandlungen mit einem Berg toter Juden konfrontiert. Diese haben sich familienweise selbst das Leben genommen. Führer der Mainzer Juden war Kalonymus bar Meschullam. U.a. sind diese Pogrome Ausdruck eines latenten, durch die Kirche geschürten Antijudaismus verbunden mit widerwilliger Duldung, Diskriminierung und brutaler Verfolgung in der abendländischen Gesellschaft.

21.09.1104
Die Synagoge in Speyer -für die ganze jüdische städtische Bevölkerung Europas wegen ihrer Lehrmeinung in Religionsangelegenheiten wichtig- wird eingeweiht. Die Ostwand und die Grundmauern sind heute noch erhalten. Speyer wird bis 1940 für das Pfälzer Judentum die wichtigste jüdische Gemeinde bleiben. Beispielsweise wird im 19. Jh. die Mutterstadter Israelitische Kultusgemeinde die Synagogenordnung der Speyerer Gemeinde übernehmen.

1236
Durch die deutschen Kaiser wird das Recht der "Kammerknechtschaft" für die Juden entwickelt. Dieses beinhaltet u.a. ein Verbot Waffen zu tragen, sowie eine Schutzgeldzahlungsverpflichtung für gewährte Protektion. Das Geld ist an den Kaiser abzuführen, welcher aber dieses Recht beispielsweise an die Pfälzer Kurfürsten weiterverkaufen kann. Im 18. Jh. werden auch die Mutterstadter "Schutzjuden" diesen Gesetzen unterliegen.

1348
Pogrome, verbunden mit der Anschuldigung für die Pest verantwortlich zu sein, treiben u. a. die in Speyer,Worms und Mainz ansässigen Juden teils zur Auswanderung nach Osteuropa, teils auf das "flache Land". Das kurpfälzische Landjudentum, meist Gemeinden kleineren Umfangs, entsteht. Es hält sich bis zum 22.10.1940, dem Tag, an dem die Saarpfälzer und Badischen Juden in das südwestfranzösische Pyrenäendorf Gurs deportiert werden. Die zwischenzeitlich in Polen, dem Baltikum, in Russland und übrigen Osteuropa lebenden – aschkenasischen- Nachkommen werden 1941 – 1945 im Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg von der deutschen Militärmaschinerie und osteuropäischen Hilfsvölker ermordet. Überlebende, aber teilweise immer noch Nachkommen der im 14. Jahrhundert und später u.a. auch aus der Rheinebene kommenden Juden, werden -meist aus Russland als so genannte "Kontingentflüchtlinge" kommend- beispielsweise in Mannheim sesshaft.

15. u. 16. Jh.
Mit der europaweiten Gründung moderner u.a. deutscher Territorialstaaten, darunter die Kurpfalz, diese wiederum Teil eines absolutistischen, ganz Europa umfassenden Herrschaftsystems, bilden sich ergänzend zu der Hauptstadtgemeinde Mannheim so genannte "Landesrabbinate" und "Landjudenschaften",

1654
In Nieuw Amsterdam, dem heutigen New York, kommen die ersten Juden an.

17./18. Jh.
Die "Kurpfälzer Landjudenschaft" mit ihren "Schutzjudenvorstehern" und "Untervorstehern" sind Vertragspartner der Kurfürsten und verantwortlich dafür, dass das Schutzgeld und sonstige, dem Kurfürsten oder den Wohngemeinden zustehenden Abgaben eingezogen und abgeliefert werden. So auch diejenigen der Mutterstadter Familie Dehlheim, später Dellheim geschrieben ab 1719.

Um 1700
Nach der totalen Entvölkerung von Mutterstadt um 1648 im Zusammenhang mit dem bis 1714 30-jährigen Krieg, der Totalzerstörung der Pfalz 1688-1697 durch die Franzosen, einem Großfeuer im Winter 1701/02 in Mutterstadt und dem Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) wird Mutterstadt zu einem Neuanfang gezwungen. Dieser Neubeginn ist verbunden mit einer umfassenden Bautätigkeit, an der von Anfang an, ab 1719, jüdische Familien beteiligt sind.

1719
Laut Ortschronik "Mutterstadt in Vergangenheit und Gegenwart" lebt eine jüdische Familie zusammen mit 105 nichtjüdischen Familien in Mutterstadt, was einer Einwohnerzahl von 600-700 Einwohner entspricht.

01.03.1734
Der Schutzjude Nathan Dehlheim ersteigert "Wohnhaus und Stall" des Christoph Backe "… gelegen an der Gemeinen Gass" (heutige Oggersheimerstr. 22) und "oberseits" an der "lutherischen Gemeinde", ehemals Oggersheimerstr. 24, für 405 Gulden plus vier Ducaten "Tranckgelt" und zehn Gulden "Cornkauf" an guter gangbarer Münz Landeswährung, den Gulden zu 15 Batzen oder 60 Kreuzer gewichtet in zwei Raten…". Ein bäuerliches Anwesen im Zentrum von Mutterstadt". 205 Jahre später -1939- wird wiederum eine Person mit dem Namen Backe nationalsozialistischer Bürgermeister von Mutterstadt mit dem Gemeinderat dafür sorgen, dass mit der Israelitischen Kultusgemeinde ein schändlicher Kaufvertrag bezüglich der am 09./10.11.1938 niedergebrannten Synagogenruine auf dem ehemals der Dellheim-Familie gehörenden Grundstück abgeschlossen wird. Die seitens der Gemeinde vorgestreckten Schuttbeseitigungskosten der in der so genannten Reichskristallnacht 1938 niedergebrannten Synagoge entsprechen, gemäß dem Willen des Bürgermeisters und des Gemeinderates, exakt den Kosten, die für den Erwerb des Baugrundstückes durch die Gemeinde aufzubringen sind. Der sittenwidrige Vertrag wird nach dem 2.Weltkrieg für nichtig erklärt.

1743 488
Familien leben in Mutterstadt unter der Herrschaft des Kurfürsten, darunter zwölf Juden, etwa 2-3 Familien.

2. Hälfte 18. Jh.
Der Mutterstadter Ortschronik "Mutterstadt in Vergangenheit und Gegenwart" von 1967, erschienen in der Südwestdeutschen Verlags-GmbH, Mannheim, Seite 308, ist zu entnehmen, dass im Eckwohnhaus Rheingönnheimerstr./Obere Kirchgasse eine jüdische Kultureinrichtung, die Schul die Synagoge bzw. Betstube eingerichtet ist. 1838 wohnt dort noch der Synagogenvorsteher. Diese Betstube wird 1832 in die heutige Oggersheimer Str., dem späteren Synagogengrundstück, verlagert.

1770 – 1778 werden die Familien Dellheim, Feibelmann, Löb / Löw, Mayer und Jakob, genannt, die der Gewohnheit entsprechend, Hausgottesdienste in einer Dachgeschoss Betstube abhalten. In dieser Zeit leben jüdische Familien im Regelfall im "Oberdorf" innerhalb des katholischen Bevölkerungsteils und außerhalb des von einem Graben und einer Schutzmauer mit zwei Toren umgebenden "Unterdorf". Mit einer Ausnahme: Nathan Dehlheim. Er und seine Nachkommen wohnen bis 1877 gegenüber dem Rathaus im Zentrum des "Unterdorfes".

1776 / 1789
Die Amerikanische Revolution 1776 und die Französische Revolution 1789 setzen die Ideen des Zeitalters der Aufklärung, (Mitte des 18. Jh.) um, die Ideen also u.a. von Rousseau, Voltaire und des deutschen Juden Mendelson sowie des deutschen Philosophen Kant. Deren Forderungen nach Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit stellen eine entscheidende Weichenstellung auch für jüdische Menschen in Westeuropa dar. Dies im Sinne der Emanzipation und Assimilation der Juden in ihr nichtjüdisches Umfeld.

1790
Ungefähr 17 Juden leben in Mutterstadt, begraben ihre Toten jedoch in Wachenheim. Aus bevölkerungspolitischen Gründen hatten die Pfälzer Kurfürsten das Wohnrecht für Juden zahlenmäßig beschränkt. Dazu diente auch ein Heiratsverbot für junge Männer, worauf im 18. Jh. mehr oder weniger der jüdische Bevölkerungszuwachs in der gesamten Kurpfalz, auch in Mutterstadt, stagniert.

Autor: Herbert H.W. Metzger, Jahrgang 1940, unternehmerisch tätig, amtierte v. 1980-1990 als Gründungsvorstand des Historischen Vereins der Pfalz e. V., Ortsgruppe Mutterstadt. Im Rahmen von 2 Bürgeraktionen und dieser Publikation "Die ehemalige jüdische Gemeinde und ihre Nachkommen" engagiert er sich, das Unrecht, begangen an der ehemaligen jüdischen Gemeinde von Mutterstadt und der Pfalz, aufzuarbeiten und vor allem die Jugend über das Schicksal des Pfälzer und Mutterstadter jüdischen Bevölkerungsteils zu informieren.