Auch die Widerstandskämpfer des 20.07 1944 waren zum größten Teil Antisemiten, aber auch gewillt das Vorgehen gegen die Juden sofort einzustellen.
Sponsoring: das Foto zeigt einen Empfang mit einem, die Besucher ehrenden Essen in der Staatskanzlei in Mainz. Ruthe Eppler, die Dame ganz links, umringt von ihren Enkelkindern und Heinz Eppler, links neben dem Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck. Heinz Eppler übernimmt die Kosten für die englische Übersetzung des 450 DIN-A Seiten umfassenden Internetprojekts www.judeninmutterstadt.org
Das Startseitenfoto der Mutterstadter Synagoge im Internet mit dem Titel "Die ehemalige Mutterstadter jüdische Gemeinde, die Gursdeportation 1940 und Auschwitz" und mit dem Untertitel: "Herkunft, Aufblühen, Vertreibung, Zukunft und Tod, Gedenken und Neue Freundschaften". Der Internetauftritt bezieht sich auch auf die Gedenkenkultur der 1880er Jahre als Beispiel für viele südwestdeutsche Gemeinden mit einem ehemals jüdischen Bevölkerungsteil.
Bürgerinitiative: die 1. Bürgeraktion "Gedenktafel für deportierte Mutterstadter "jüdischer Herkunft" wird mit Hilfe -in Tagesfrist eingesammelter- 22 Unterschriften von Bürgern aller sozialer und gesellschaftlichen Schichten gegründet. Diese sind, mit einer Ausnahme, parteipolitisch nicht aktiv. Diese Bürgerinitiative bringt das Anliegen vor den Gemeinderat, alle 1940 nach Gurs deportierten Mutterstadter auf einer Gedenktafel namentlich zu nennen.
Sponsoring: Die in Mutterstadt seit 1964 ansässige Innenausbaufirma Metzger GmbH betreibt mit ihren Auszubildenden im Rahmen eines Workshop die redaktionelle Aufbereitung des Internetauftritts www.judeninmutterstadt.org. Das Foto zeigt den Prokuristen Martin Scherm, den Geschäftsführenden Gesellschafter Henning Metzger zusammen mit Ministerpräsident Kurt Beck. Dies während eines, die Firma ehrenden, offiziellen Besuchs aus der Staatskanzlei 1995.
Sponsoring: Die in Hauenstein ansässige Software-Firma Softengine GmbH hat die Internetprogrammierungsarbeiten des 450 DIN A-seitigen Textes übernommen. Das Foto zeigt die beiden Geschäftsführenden Gesellschafter Matthias Neumer, 2. von links und Dirk Winter, rechts neben dem Ministerpräsidenten Kurt Beck. Durch seinen offiziellen Besuch erkennt er die unternehmerischen Leistungen der Geschäftsführung an.
Ein öffentlicher Brief des Autors an seine Enkelkinder. Informationen bezüglich Umsetzen der Idee, den Opfern der Nationalsozialisten wieder einen Namen, ein Gesicht, eine Geschichte zu geben.
In den Reichstagswahlen von 1936 haben 91,4% aller Mutterstadter Wählerinnen und Wähler ihre Stimme für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) abgegeben. Es ist mir seit Jahrzehnten ein Bedürfnis dahinter zu kommen, was ganz normale Bürger zum Beispiel auch in Mutterstadt bewogen hat, sich mit Haut und Haaren dieser menschenverachtenden Ideologie zu verschreiben, die u.a. Juden hasst und die Deutschen als Herrenvolk einstuft.
Einen Teil der Antwort, nicht den ganzen Teil, habe ich gefunden und Schlüsse daraus gezogen. Einige davon möchte ich meinen sechs wunderbaren Enkelkindern mit auf den Lebensweg geben. Da aber auch andere junge Menschen vielleicht Interesse an diesem Brief haben, der das Resümee der Darstellung der Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinde meines Heimatortes Mutterstadt darstellt, möchte ich diesen öffentlich machen. Erfasst er doch 3800 Jahre hebräisch-jüdische Geschichte letztlich auch in Bezug auf die Region Mutterstadt mit seiner 1940 untergegangenen jüdischen Gemeinde.
Liebe Enkelkinder, also Katharina, Apollonia, Jonas, Lena, Viktoria, und Leander,
auch in Mutterstadt wurde im November 1938 von Nationalsozialisten die Synagoge niedergebrannt und im Oktober 1940, nachdem jüdische Familien mindestens 221 Jahre hier gewohnt haben, 52 Mutterstadter von hier aus in das südwestfranzösische Pyrenäendorf Gurs deportiert. 33 davon wurden 1942 nach Auschwitz gebracht und vergast.
Als junger Mensch schon erkannte ich, dass der Sinn für Gerechtigkeit in den europäischen Gesellschaften ab den 1930er Jahren und in Bezug auf ihren jeweiligen jüdischen Bevölkerungsteil gestört war. Dies insbesondere in Bezug auf Deutschland und die Ereignisse der Jahre 1933 – 45, die man auch Hitlerzeit nennt. Im Rahmen einer Gedenkfeier anlässlich des 100. Jahrestages der Fertigstellung der Synagoge von 1905 habe ich u.a. 2003 auch eine Reise in die USA unternommen, um Recherchegespräche mit den überlebenden Familien zu führen. Weiterhin habe ich im Rahmen des Internetprojektes www.judeninmutterstadt.org auch die Geschichte der Mutterstadter jüdischen Sakralbauten erarbeitet. Alle diese Anstrengungen und die Ergebnisse daraus habe ich auch für Euch geschrieben. Denn ich möchte später einmal von Euch wissen -wenn ihr alles gelesen und verstanden habt- ob ich aus Eurer Sicht daneben gelegen habe mit meiner Einschätzung, dass man dem jüdischen Bevölkerungsteil, insbesondere während der nationalsozialistischen Zeit, Unrecht angetan hat.
In der nationalsozialistischen Zeit haben Lehrer in ihrer überwältigenden Mehrheit die Rassendiskriminierung akzeptiert und waren glühende Nationalsozialisten. Das gilt auch für eine überwiegende Mehrheit der Anwälte und Richter, die offensichtlich das Recht verdrehten, und für eine große Zahl von Ärzten, die schuldig wurden durch Mord an behinderten Menschen. Auch in den Kirchen gab es Nationalsozialisten. So wollten zum Beispiel protestantische Pfarrer ein "Deutsches Christentum" und waren todunglücklich, dass Jesus ein Jude war. Von katholischen Geistlichen im Vatikan weiß man, dass sie am Kriegsende 1945 und danach dafür sorgten, nationalsozialistische Kriegsverbrecher nach Südamerika entkommen zu lassen.
Es sind weiterhin die Beamten und Angestellten des Staates -keine Minderheit- zu nennen, die dafür sorgten "im vorauseilenden Gehorsam" zu Gunsten Hitlers unaufgefordert und ohne Rechtsgrundlagen Juden ans Messer zu liefern, es sind die Künstlereliten namhaft zu machen, die sich ihrer Karriere wegen von ihren jüdischen Partnern scheiden ließen. All diese Personengruppen zählten zu den Eliten Deutschlands. Zu erwähnen ist auch die Wehrmachtsführung, die u.a. zuließ, dass zwei Millionen russische Kriegsgefangene buchstäblich vor ihren Augen verhungerten sowie SS-Offiziere, oft akademisch ausgebildet, die in Osteuropa Massenerschießungen genauso befahlen, wie sie im südfranzösischen Oradour sur Glane 1944 über 600 französische Frauen, Kinder und alte Männer in die Ortskirche sperrten und diese verbrannten.
Alle diese Bürger des nationalsozialistischen Staates waren damals als Vorbilder unseres Volkes akzeptiert. Und es geht weiter: Denunzierende Nachbarn, auch in Mutterstadt, ein Volk, das noch wenige Wochen vor Kriegsende, also im April/Mai 1945 peinlichst genau der nationalsozialistischen Führung gehorchte, ein Volk, das sich bis Ende der 1970er Jahre als Kriegsverlierer -nicht als von demokratischen Staaten befreit- betrachtete.
Ein Volk, das nach dem Krieg noch lange Zeit eine Kultur des Gedenkens für überflüssig hielt, die ganze Kriegsvergangenheit samt Konzentrations- und Vernichtungslager verdrängte, ein Volk, das 2004 in einer Volksumfrage mit 53 % dafür stimmte, die judenrelevante Vergangenheit auf sich beruhen zu lassen: Dieses Volk ist Täter und Opfer zugleich.
Opfer des Antisemitismus der anfangs genannten Eliten und der Opfer der seit 2000 Jahren von christlichen Kirchen genährten Antijudaismus. Stichwort: "… die Juden haben unseren Herrn Jesus umgebracht …". Wobei ich mich aber frage, was eine antisemitische oder antijudaistische Geisteshaltung mit der Ermordung von ganz normalen, hart arbeitenden bürgerlichen Nachbarn jüdischer Herkunft zu tun hat.
Als Euer Großvater erlaube ich mir, Euch einige Ratschläge auf Euren Lebensweg mitzugeben:
Reiht Euch niemals in die Reihe derjenigen ein, die eine politisch passive Haltung einnehmen, seid Demokraten, bestimmt mit! Liebt kritisches Hinterfragen, liebt die Nonkonformität! Habt eine, wenn es sein muss, anarchische Einstellung zum Staat mit samt seinen von Euch, dem Volk, gewählten und bezahlten Funktionsträgern. Seid wachsam! Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit!
Ich möchte Euch dazu ein Beispiel für kritisches Hinterfragen geben: Die Geburtsstunde unserer, die Menschenrechte achtenden, nach sozialer Gerechtigkeit strebenden modernen Demokratie geht auf das Zeitalter der Aufklärung im 18. Jahrhundert zurück, aus der die Amerikanische Revolution von 1776 und die Französische Revolution von 1789 hervorgingen, letztere mit ihrer Parole "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit".
Demokraten in diesem Sinne und beispielsweise wie es die Menschen waren, die auf dem Demokratiefest 1832 in Neustadt, das "Hambacher Fest" gefeiert haben, waren die Attentäter gegen Hitler am 20. Juli 1944 nicht!
Es sind trotzdem verdienstvolle, achtenswerte Männer, weil diese das nationalsozialistische Regime mit ihren Massenverbrechen, insbesondere die nationalsozialistische Führung mit Hitler an der Spitze, beseitigen wollten.
Dies allerdings mit Schönheitsfehlern: Die Russlandgeneräle und Hitlerverschwörer Stülpnagel und Hoepner, 1944 hingerichtet, waren von ihrem Ursprung her überzeugte Anhänger der Nationalsozialisten und glühende Verehrer Hitlers, dazu üble Antisemiten. Neuere Recherchen ergeben, dass diese beiden durch entsprechende Befehlsgebung für Massenerschießungen, insbesondere osteuropäischer Juden, verantwortlich sind.
Also vertraut nicht jedem Vorbild! Hinterfragt! Ein Beispiel für gerechtes Verhalten? Es gibt ab den 1968er Jahren kein Volk, das seine verbrecherischen Handlungen in der Vergangenheit in schonungsloserer Art und Weise thematisiert und dadurch aufgearbeitet hat wie Deutschland!
Und ihr werdet immer wieder auf Mitmenschen stoßen, die das Jahrtausendverbrechen des deutschen Volkes, dessen Teil ihr seid, ob es Euch gefällt oder nicht, aufrechnen wollen. Dies mit dem Unrecht, begangen an deutschen Vertriebenen, Bombenopfern oder mit dem falschen, ungerechten, verbrecherischen Handeln anderer Nationen unserer Tage. Oder noch schlimmer: diejenigen Personen, die die Verbrechen der Nationalsozialisten unter den Teppich kehren wollen. Richtig aber ist, sich die schreckliche Vergangenheit in Erinnerung zu rufen. Dies auch deshalb, um vergleichbare Handlungen der Jahre 1933-45 nicht wiederholbar zu machen. Ich wünsche mir also sehr, dass ihr euch zu bewusst handelnden, freiheitlich denkenden Demokraten und föderal eingestellten Europäern entwickelt. Denn ein föderales Europa wird europäische Kriege und Diktaturen auf Dauer verhindern. Ein Europa somit, welches vergleichbares nationalsozialistisches Handeln, genauer den staatlich organisierten, industriellen Massenmord u.a. an sechs Millionen Juden, nicht zulassen wird!
Und gewährt schwächeren, unterprivilegierten und als Minderheit unter uns lebenden Mitbürgern Hilfe, wenn sie diese benötigen. Lasst sie nicht im Stich!
Das Schicksal der 75 Mutterstadter, von denen 57 Menschen in der nationalsozialistischen Zeit den Tod fanden, soll Euch dabei vor Augen stehen!
Euer Großvater Herbert
Weitere Informationen zur Umsetzung des Internetprojekts www.judeninmutterstadt.org bezüglich der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Mutterstadt.
Mutterstadt ist ein Beispiel für das südwestdeutsche Landjudentum in den ehemaligen, nationalsozialistischen Gauen "Saarpfalz" und "Baden". Damals wurde Ost-Lothringen dem Gau "Saarpfalz" und das Elsaß dem Gau "Baden" zugeschlagen.
Am Beispiel Mutterstadt ist die Bedeutung jüdischer Menschen, die seit der Spätantike in der Rheinebene ansässig wurden, u.a. bezüglich wirtschaftlicher Entwicklung unserer Heimatregion nachzuvollziehen.
Für Mutterstadt und seine Gedenkenkultur in Zusammenhang mit diesem Bevölkerungsteil ab den 1980er Jahren ist festzuhalten, dass u.a. zwei Bürgerinitiativen aktiv wurden. In der Internetdokumentation www.judeninmutterstadt.org wird auch das moderne Mutterstadt des Jahres 2005 vorgestellt und dabei der Nachweis geführt, dass unsere Bevölkerung mit großer Mehrheit hinter den relevanten Entscheidungen des Gemeinderates und den protestantischen und katholischen Kirchenparlamenten stehen. Via Internet und in den Sprachen Deutsch und Englisch wird über das Geschehen des südwestdeutschen Landjudentums, am Beispiel Mutterstadt, berichtet. Dies vom Erscheinen der Juden in unserer Region ab der Spätantike bis in unsere Tage.
Dabei helfen Privatpersonen und Firmen auch mit ihren finanziellen Möglichkeiten, verbunden mit einem gemeinsamen Wunsch: Sie wollen den jüdischen Menschen und den untergegangenen jüdischen Gemeinden wieder einen Namen, ein Gesicht, eine Geschichte geben!