Gemeinderäte und Bürgerinnen und Bürger während der Gedenkveranstaltung zum 60. Jahrestag der Gurs-Deportation von 52 Mutterstadtern jüdischer Herkunft. Zum Thema: Der Redner weist die Zuhörer darauf hin, dass, 2000, die Gedenkveranstaltung ein Signal ist: Ein unmissverständliches Signal, dass jede einzelne Bürgerin und jeder Bürger und auch die politischen Parteien wachsam sein müssen gegenüber rechtsextremistischem Denken. [000]
Sozialdemokratische Partei, Ortsgruppe Mutterstadt.
Der Ehrenhof des Neuen Friedhofes nach der Niederlegung der Gemeinderats-Kränze zum Gedenken an die Deportationsopfer. Zum Thema: In Mutterstadter Dialekt beginnt der Redner mehrfach die einzelnen Redeabschnitte mit "Wescht Buw, mir hawe jo vun allem gar nix gewisst…" und bringt damit genau das Verdrängungspotential der NS-Schuld auf den Punkt, mit dem die Nachkriegsdeutschen die Geschichte verharmlost haben. [000]
Christliche Demokratische Union, Ortsgruppe Mutterstadt.
Unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 wurde unter Führung des 1946 hingerichteten Herausgebers der Zeitschrift "Der Stürmer" Julius Streicher den Deutschen klargemacht, um was es dem Regime ging: Den unbefristeten Boykott jüdischer Aktivitäten. Die damit verbundene Vernichtung der Existenzgrundlage sollte den jüdischen Bevölkerungsteil aus Deutschland vertreiben. Zum Thema: Der Redner weist nach, dass u.a. jede Familie in Deutschland genau wusste, dass u.a. Rassendiskriminierung Regierungspolitik war. [000]
Das Foto zeigt einen sowjetischen Arzt und KZ-Überlebende in Auschwitz. Der Judenboykott 1933, die Rassendiskriminierung 1933-45 führte die Opfer in die Konzentrationslager. Zum Thema: Der Redner verweist auf Jesus: "Was ihr getan habt einem der geringsten meiner Brüder, das habt ihr mir getan und formuliert dann um: Was ich getan habe einem der geringsten meiner Brüder das habe ich mir angetan! Der Redner fährt fort und zieht den Schluss: Bevor jemand auf andere als Verlierer herabschaut, solle man sich vorstellen, man selbst könne ein Verlierer werden. [000]
Kranz der Freien Wähler Gruppe in Mutterstadt.
Nach der Befreiung entdecktes Massengrab in Auschwitz. Der KZ-Leichenbus ist das Ergebnis eines Regierungssystems, das nicht durch demokratische Spielregeln kontrolliert wird. Zum Thema: Der Redner bezieht obigen Bildtext u.a. auf die oft neonazistisch agierenden Jugendlichen, die eigentlich Verlierer sind. Und er fordert die Zuhörer auf, diese nicht in diesem Zustand zu belassen, sondern diese durch Vermittlung von Werten, die gegen Barbarei und Rassenwahn stehen, zu Gewinnern zu machen. [000]
Kranz von Bündnis 90/ Die Grünen Mutterstadt.
Hinweis: Während der Kranzniederlegung im Ehrenhof des Neuen Friedhofes durch die örtlichen politischen Parteien folgt eine zweite musikalische Einspielung.
"Es handelt sich um Jazz-Arrangements, die 1996 in New York von Uri Caine eingespielt wurden. Grundlage sind Kompositionen von Gustav Mahler. Mahler lebte vor 100 Jahren in Wien. Er kam aus einer jüdischen Familie und vereinte in seinen Kompositionen die musikalischen Traditionen seiner Zeit, so auch das jiddische Lied und die Stedtel-Musik. Die erste Einspielung bezieht sich auf Mahlers 2. Symphonie, die folgende auf seine 1. Symphonie. Leicht ist das in vielen Ländern und Sprachen verbreitete Volkslied Meister Jakob, französisch Frère Jaque, zu erkennen. Warum wählte man diese Musik? Es ist heute kaum vorstellbar, aber wahr. Musik spielte in den Konzentrationslagern eine wichtige Rolle. Einerseits wollten die KZ-Kommandanten unterhalten werden, wie das im Gedicht von Paul Celan "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" angesprochen wird. Andererseits dienten die weithin bekannten Melodien der Volkslieder als Kommunikationsmittel im Lagerleben. Sie wurden umgedichtet, gesummt, gepfiffen und stifteten Gemeinsamkeit über Sprachgrenzen hinweg. Sie waren ein Mittel der Tarnung und Warnung und konnten, im entscheidenden Augenblick eingesetzt, sogar Leben retten. Das antifaschistische Liedgut entstand in Konzentrationslagern, indem es auf die musikalischen Traditionen zurückgriff, wie Uri Caine auf Gustav Mahler und Gustav Mahler auf das jiddische Lied."
Verantwortliche für Rezitation und Musik: Frau Dr. Ursula Köhler.
Der jüdische Dichter und Büchner-Preisträger Paul Celan.[000]
Freie Demokratische Partei, Ortsgruppe Mutterstadt
Vorbemerkung:
Anlässlich der 60. Wiederkehr des Tages der Deportation Mutterstadter Bürger jüdischer Herkunft am 22.10.1940 in das südwestfranzösische Pyrenäenstädtchen Gurs initiierten alle im Gemeinderat vertretenen Parteien eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der Opfer. Unter Mitwirkung des Historischen Vereins der Pfalz e. V., Ortsgruppe Mutterstadt, fand u.a. eine Kranzniederlegung statt. Neben verschiedenen Ansprachen wurde vom Beauftragten aller Mutterstadter Parteien des Gemeinderates, Herrn Altvater, nachstehender Redebeitrag geleistet.
Guten Tag meine Damen und Herren,
ich freue mich sehr, dass Sie heute den Weg zu uns gefunden haben. Noch mehr freue ich mich darüber, dass aus einer Initiative, die ursprünglich von den Grünen ausging, mittlerweile eine Initiative des Historischen Vereins und aller Mutterstadter Parteien geworden ist.
Das ist schön. Und das ist wichtig, denn es ist ein klares politisches Signal. Gerade angesichts der aktuellen Ereignisse mit Brandanschlägen auf Asylbewerberheime und Synagogen kann ein solches Signal von unserer Seite nicht deutlich und unmissverständlich genug sein.
Ich möchte mich gleichzeitig bei den anderen Mutterstadter Parteien, bei der CDU, der SPD, der FWG und der FDP dafür bedanken, dass Sie mir so viel Vertrauen geschenkt und sich auf mich als einzigen Redner geeinigt haben.
Nach mir wird noch Frau Dr.Ursula Köhler aus Limburgerhof Paul Celan, "Die Todesfuge" rezitieren und Herr Herbert Metzger wird nicht nur die Namen der Verschleppten verlesen, sondern uns allen in seinem und im Namen des Historischen Vereins auch einen Vorschlag unterbreiten, wie wir den Verschleppten und Ermordeten wieder Namen und Gesicht geben können. Danach werden alle Mutterstadter Parteien Kränze niederlegen. Soviel zum allgemeinen Ablauf, doch nun zur Sache:
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Bürgerinnen und Bürger!
Manchmal erklärte mir meine Tante: "Wescht Buw, mir hawe jo vun allem gar nix gewisst !" Und immer wenn sie so begann, wusste ich, jetzt kommt eine ganz schlimme Geschichte.
Wobei, eigentlich waren es keine Geschichten, sondern nur vage Andeutungen, aus denen ich mir die Geschichten selbst zusammenreimen musste und sie allenfalls bestätigt bekam. "Wescht Buw, mir hawe jo vun allem gar nix gewisst ! Awer de Herrmann war jo noch een kleene Bu". Der "kleene Bu" war wohl 19 oder 20 und in SA-Uniform, wie sein älterer Bruder Max auch. Der eine, der ältere, leitete die Wahl, und der andere, der jüngere, ging durch den Ort und sorgte dafür, dass der "Führer" sein 100% Ergebnis bekam. Manchmal auch mit massivem Druck. Und eine Frau, die bis gegen Abend standhielt, hat später niemand mehr aus unserer Familie gegrüßt, wie meine Tante empört feststellte.
"Wescht Buw, mir hawe jo vun allem gar nix gewisst ! Awer des mit dem Pol war net in Ordnung". Heraus kam dann eine Geschichte, wie sie Hochhut in "Eine Liebe in Deutschland" beschreibt. Nur, dass diese Geschichte in Bad Dürkheim spielt und von der Liebe eines Winzermädchens und eines polnischen Kriegsgefangenen handelt, "enn scheener stolzer Mann", wie meine Mutter und meine Tante einhellig versicherten.
Als die Liebe Folgen hatte, wurde der angehende Vater durch den Ort geführt, – an meiner Mutter und meiner Tante vorbei, – aufgehängt und das Mädchen schnell verheiratet. "Wescht Buw, mir hawe jo vun allem gar nix gewisst !"
"Wescht Buw, mir hawe jo vun allem gar nix gewisst ! Awer des mit de alte Leit war net gut".
Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich diese Äußerung halbwegs verstanden habe. Vor allem da meine Tante gegen ihre sonstige Gewohnheit auf Rückfragen keine weiteren Einzelheiten preisgab, sondern im Gegenteil immer verschlossener wurde.
Schließlich begriff ich, dass mit den alten Leuten die Bewohner des jüdischen Altersheims in Bad Dürkheim gemeint waren, die erst nach Gurs und später in den Tod nach Auschwitz verschleppt wurden.
"Wescht Buw, mir hawe jo vun allem gar nix gewisst !" Dieses permanente "Nicht gewusst haben wollen" hat mir nachdrücklicher als aller Geschichtsunterricht, in dem man sich zu meiner Zeit eh‘ vor dem Thema drückte, vor Augen geführt, dass die Schuld des deutschen Volkes an Auschwitz nichts Abstraktes ist. Schuldig geworden sein heißt, dass es in den allermeisten Familien Vater, Mutter, Onkel, Tanten, Großväter, Großmütter gibt, die nicht nur zugesehen, sondern auch mitgemacht haben.
Das gilt in Bad Dürkheim und das gilt genauso auch in Mutterstadt. Wenn ich hier mehr über Bad Dürkheim rede, dann, weil man immer zuerst von der eigenen Schande sprechen sollte. Daran müssen wir uns erinnern, nicht weil das Ausland es von uns erwartet, sondern weil es eine sehr schreckliche Erkenntnis ist, die wir uns nicht ersparen dürfen.
Die Erkenntnis nämlich, dass es nicht irgendwelche schrecklichen Monster waren, die ihren jüdischen Nachbarn den Tod brachten, sondern nette und anständige Leute von nebenan. Unsere Väter, Mütter, Onkel, Tanten, Großväter und Großmütter eben.
Und die Erkenntnis, dass wir uns vielleicht auch die braune Uniform angezogen hätten und mitgemacht hätten.
Die Erkenntnis, wie wenig unsere technisch hochstehende Zivilisation uns vor dem Absturz in die schlimmste Barbarei bewahrt. Und die Erkenntnis schließlich, dass diese Zivilisation sogar die Mittel geliefert hat, um alles noch viel schlimmer zu machen, als es auch die hartgesottensten Barbaren je vermocht hätten.
Das Benzin, um die Synagoge anzustecken, die in Bad Dürkheim genauso wie die in Mutterstadt, das Radio, um sich vorzulügen, was man da tut, sei eine Heldentat und kein Verbrechen, den Film, um "heile Welt" zu spielen, während ringsrum, wie angekündigt, alles in Scherben fiel und schließlich das Gas für jene, die am 22.10. hier in Mutterstadt zum Transport zusammen getrieben wurden. Der Nationalsozialismus war kein Mittelalter, das in die Moderne einbrach, er war im Gegenteil ein Produkt dieser Moderne.
Wir können aus dieser Zeit lernen, wohin es führt, wenn die Stimme aus dem Radio die Stimme des Gewissens übertönt. Und auch wenn wir heute im Internetzeitalter leben und das Radiozeitalter vorbei ist, sollten wir daraus lernen, dass kein noch so dramatischer Umbruch in unserem Leben und in unseren Lebensumständen uns dazu veranlassen darf, einige elementare Grundregeln menschlichen Zusammenlebens und menschlicher Moral über Bord zu werfen.
Auch wenn diese sehr alt sind und aus einer ganz anderen Zeit stammen. Ich denke dabei vor allem an den Satz jenes jüdischen Rabbis namens Jesus, dem Nazarener, der gesagt hat: "Was ihr getan habt einem der geringsten meiner Brüder, das habt ihr mir getan".
Ein Satz, der ja durchaus eine doppelte Bedeutung hat: "Was ihr angetan habt einem der geringsten meiner Brüder, das habt ihr mir angetan". "Wo ihr geholfen habt einem der geringsten meiner Brüder, das habt ihr mir geholfen".
Ein Satz, der erst dann richtig verständlich wird, wenn wir ihn in die erste Person versetzen: "Was ich angetan habe einem der geringsten meiner Brüder, das habe ich mir angetan". "Wo ich geholfen habe einem der geringsten meiner Brüder, das habe ich mir geholfen".
Ich sehe es Ihnen schon an der Nasenspitze an, dass Sie sich wundern, dass da ein Politiker und noch dazu einer, der gar keiner Kirche angehört, redet wie ein Pfarrer auf der Kanzel. Keine Angst, ich will nicht theologisch werden, ich will politisch sein und bleiben. In diesem einen Satz steckt nämlich ein politisches Programm: Bevor ihr auf all die Loser mit Verachtung herunterschaut, stellt euch vor, ihr könntet es sein. Vielleicht seid ihr es morgen schon. Macht euch klar, ihr helft euch selber, wenn ihr euren Nachbarn nicht im Dreck verrecken lasst. Denn das Glück, das ihr heute habt, muss euch morgen nicht treu bleiben.
Ich habe nie verstanden, woher all die Schwätzer von der "sozialen Hängematte", in der sich angeblich zu viele ausruhen, die feste Gewissheit hatten, dass sie selbst nie Hilfe brauchen würden, um vor dem Sturz ins Bodenlose bewahrt zu werden.
Sie sehen, es ist durchaus ein aktuelles politisches Programm.
Es gibt in der jüdischen Tradition eine Überlieferung, die daran glaubt, dass die Welt nur besteht, weil in ihr Gerechte, Zadziks wie das hebräisch heißt, leben.
Nach diesem Glauben wäre Mutterstadt nur daher noch deshalb existent, weil auch in ihm Gerechte wohnten. Jener Pfarrer zum Beispiel, der seine Konfirmanten und Präparanden im Angesicht der brennenden Synagoge lehrte: "Ein Gotteshaus zündet man nicht an."
Oder jene Mutterstadter Bürger und Bürgerinnen, die auch als Mutterstadt schon längst als "judenfrei" galt, einen Juden in ihrer Mitte versteckten.
Frau Dr. U. Köhler gestaltete in eindrucksvoller Weise die Gedenkstunde dadurch, dass das Gedicht "Todesfuge" von Paul Celan rezitiert wurde. Dies umrahmt durch eine musikalische Darbietung per Tonträger wie folgt:
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
Wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
Wir trinken wir trinken
Wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
Der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei
Er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
Er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
Wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
Wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
Der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
Er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
Stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
Wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends
Wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft
Dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
Wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
Der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
Er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
Ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
Er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith
Wenn wir uns also fragen, was müssen wir tun, damit sich diese Untaten nicht wiederholen und damit Mutterstadt nicht untergeht, dann sollten wir alle versuchen ein bisschen von einem Zadzik, einem Gerechten, auch bei uns wachsen zu lassen und wir sollten versuchen, gerade die Politiker unter uns, uns für eine Politik einzusetzen, die nach der Gerechtigkeit geht. Es ist ja viel die Rede in diesen Tagen vom Kampf gegen Rechts. Und es ist notwendig, dass endlich davon die Rede ist.
Es ist sicher auch notwendig die NPD zu verbieten und energisch gegen rechtsradikale Untaten vorzugehen. Aber all das wird nicht reichen.
Der nationalistische Chauvinismus, der Rassismus, sind Ideologien, mit denen sich die Verlierer einreden, sie seien die wahren Gewinner. Um dies tun zu können, muss man Mitmenschen zu Untermenschen umdefinieren.
Wenn man schon auf sonst nichts mehr stolz sein kann, erklärt man, man sei stolz darauf "Doitscher" zu sein. Wenn wir den Neonazismus, der gerade in erschreckendem Ausmaß unter Jugendlichen grassiert, erfolgreich bekämpfen wollen, müssen wir diesen "Winner-" und "Loser"-wahn bekämpfen, der schon an den Grundschulen wütet, wenn der Sohn oder die Tochter nicht die Gymnasiumsempfehlung packt.
"Was ihr getan habt einem der geringsten meiner Brüder, das habt ihr mir getan". Es geht nicht darum, um jeden Preis bei den "winnern" zu sein, sondern es geht darum, niemand dauerhaft bei den "losern" untergehen zu lassen. Nur wenn wir das schaffen, bauen wir eine feste Mauer gegen die Barbarei, gegen den Rassenwahn, der dieses Land vor 60 Jahren zum Schrecken der Welt hat werden lassen und der 52 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Mutterstadt erst die Heimat und dann das Leben gekostet hat. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
In Zusammenhang mit obigen Vorträgen wurde noch ein Redebeitrag des Historischen Vereins der Pfalz e.V., Ortsgruppe Mutterstadt, erbracht. Darin wurde die Forderung erhoben, die Deportationsopfer durch eine namentliche Nennung auf einer entsprechenden Gedenktafel zu ehren. Diese wurde im Oktober 2002 der Öffentlichkeit übergeben.
Autor: Walter Altvater, Jahrgang 1952, aus Bad Dürkheim stammend, wohnt seit 1981 in Mutterstadt. Seit 1999 ist er Mitgleid des Kreistages des Landkreises Ludwigshafen. Als Beauftragter des Mutterstadter Gemeinderats hat er die Gedenkfeier der Gemeinde anlässlich des 60. Jahrestages der Gurs-Deportation am 22.10.2002 im Ehrenhof des Neuen Friedhofes organisiert und einen vielbeachteten Redebeitrag geleistet.
Fotos und Sonstiges sowie die dazugehörenden Texte, die Autoren-Kurzbiographie sowie die Multiple-Choice-Fragen wurden durch den Herausgeber zusammengestellt.
Quelle: Siehe Quellennachweis Titel 9 (Nr. 000)
Für Schulen: Multiple-Choice-Fragen zu dem oben stehenden Artikel
- Mehrere Antworten können richtig sein -
Wie gut waren die Deutschen von 1933 bis 1945 über die Ziele der Nationalsozialisten bezüglich dem jüdischen Bevölkerungsteil informiert?
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Die Ausgrenzung des jüdischen Bevölkerungsteils wurde heimlich betrieben. |
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Sehr gut. Man benötigte die Bevölkerung zur Mitwirkung. |
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Sehr gut. Die Ziele brachten die Nationalsozialisten an die Macht. |
Wie haben die Deutschen nach 1945 auf die Verbrechen der Nationalsozialisten reagiert?
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Die Verbrechen wurden als Gegner-Propaganda abgestritten. |
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Die Verbrechen wurden eingesehen, aber verdrängt. |
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NS-Verbrechen wurde gegen Verbrechen der Gegner aufgerechnet und dadurch relativiert. |
Was kann man gegen neonazistische Argumente u.a. von Jugendlichen unternehmen?
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Sich genau informieren und dann an den Gerechtigkeitssinn appelieren. |
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Ihnen objektiv richtige Informationen zugänglich machen. |
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Sie ins Gefängnis bringen, bis sie ein besseres Einsehen haben. |