9.3.10 Rheinpfalz-Artikel vom 31.12.2001
– Bevölkerung in Gedenkmaßnahmen einbinden -

Bevölkerung in Gedenkmaßnahme einbinden

Mutterstadt: Bürgeraktion begrüßt Ratsbeschluss über Gedenktafel – Unterschriftenaktion geplant.

Der Beschluss des Gemeinderats, eine Gedenktafel für die 1940 nach Gurs deportierten jüdischen Mitbürger auf dem Neuen Friedhof zu errichten (wir berichteten), wird von der Bürgeraktion begrüßt.

„Wir sind mit der Entscheidung des Gemeinderats sehr zufrieden“, äußerten sich Herbert Metzger vom Historischen Verein und Motor der Bürgeraktion
„Gedenktafel für die deportierten Mutterstadter jüdischen Glaubens“ sowie die Pfarrer der protestantischen und katholischen Kirchengemeinden übereinstimmend.

Nach zum Teil heftigen Debatten um das Für und Wider einer Gedenkstätte (wir berichteten mehrfach) bildete sich im November des vergangenen Jahres die Bürgeraktion „Gedenktafel für die deportierten Mutterstadter jüdischen Glaubens“. „Es haben sich spontan viele Menschen bereit erklärt und sich zusammengeschlossen, um für diese Aktion des Erinnerns aber auch der Mahnung einzutreten“, erklärt der Historiker Metzger.

Die Bürgeraktion griff auf bereits vorhandene Anträge zurück und bat in einem Schreiben im Februar 2001 die Verwaltung, den Vorschlag zur Errichtung einer Gedenktafel im Ehrenhof des Neuen Friedhofs dem Gemeinderat zur Entscheidung vorzulegen.

Die Namen der 52 vertriebenen und zum Teil in den Gaskammern ermordeten Juden sollen zusammen mit einem erklärenden Text, der zu Toleranz gegenüber allen Mitbürgern aufruft, auf der Ehrentafel ihren würdigen Platz finden. Man will demnächst zusammen mit den Mitgliedern der Bürgeraktion die endgültige Textfassung festlegen. Wichtig erscheint der Bürgeraktion, die Bevölkerung bei der Realisierung der Gedenkmaßnahmen einzubinden. Man plane, über das Amtsblatt eine Unterschriften- und Solidaritätsaktion zu starten, erläutern Metzger und die Ortsgeistlichen.

Die Bürgeraktion bittet die Bevölkerung um Spenden, da sich die Kosten für die Ehrentafel auf zirka 15.000 Mark belaufen. Pfarrer Gerhard matt von der katholischen Kirchengemeinde und der protestantische Pfarrer Hans-Peter Jung haben bereits ihre Unterstützung zugesichert. Man hoffe, gemeinsam im Oktober des kommenden Jahres anlässlich des 62. Jahrestages der Gurs-Deportation die Gedenktafel einzuweihen und der Bevölkerung vorzustellen.